Übersetzen und Äquivalenz – nichtsprachliche Informationen übertragen
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Redewendungen übersetzen
Beginnen wir von vorn. Manche Redewendungen sind nicht übersetzbar. Leginda hat dazu einen Artikel (Bertram, C.: Sprichwörter und Redewendungen übersetzen, 7.2.2018, abgerufen am 13.12.21) veröffentlicht. Darin führt Carolin Bertram aus, sich auf den Inhalt einer Redewendung zu konzentrieren. Eine Suche nach der Redewendung "wie die Katze um den heißen Brei" bei Linguee (Abfrage zu "wie die Katze um den heißen Brei" bei Linguee, abgerufen am 13.12.21) zeigt unterschiedliche sprachliche Äquivalenzen (Dragovic, A.: Der Äquivalenzbegriff und das Problem der Übersetzbarkeit) in der Sprachkombination Deutsch – Englisch. Zu dieser deutschen Phrase sind folgende Beispiele in Englisch aufgeführt.
- like a cat on a hot tin roof
- beat about the bush
- beating around the bush
- try to dance around the issue
Die Beispiele auf Linguee zeigen, wie wenig treffsicher die Übersetzung mitunter ist.
Humoristische Redewendungen übersetzen
Allerdings wird es eine Spur kniffliger, wenn neben der Bedeutung auch das Stilmittel Teil der ursprünglichen Redewendung ist. Ein Beispiel dafür wurde in der humorvollen Anleitung fürs Schreiben von Plainlanguage (Plain language, How to Write Good (Humor), abgerufen am 13.12.21) gefunden. Der erste Satz dieser Anleitung lautet:
Avoid alliterations. Always.
Im Sprachblog (Bross, F.: Tipps zum wissenschaftlichen Schreiben
zeigt Bross eine deutsche Übersetzung dieser Tipps und gleichzeitig, wie wichtig Quellenangaben in wissenschaftlicher Arbeit sind. Die wortwörtliche Übersetzung des oben genannten Tipps ist sehr einfach: Vermeide Anlautreime. Immer.
Der zweite Blick auf die Tipps verdeutlicht das Stilmittel der Anleitung. Die genannten Hinweise verletzen das beschriebene Mittel für den genannten Schreibstil. Zum Beispiel lautet ein weiter Tipp: "Seien Sie mehr oder weniger konkret."
Aus diesen Überlegungen folgt, dass die Übersetzung Vermeide Anlautreime. Immer. eine unzureichende Äquivalenz ist. Die unterschiedlichen Formen der Äquivalenz zeigt Dragovic in ihren Thesen. Auch hier greift die wörtliche Übersetzung die Aussageabsicht auf, das Stilmittel bleibt aber auf der Strecke. Und auch Luther (Pauli, S.: Luther zur Übersetzung von Röm 3,28, 9.11.18) hat Äquivalenz mit dem Fokus auf die Zielsprache beim Übersetzen dargestellt.
Stilmittel übertragen
Der Anlautreim von Verb und Objekt in avoid alliterations wird zunächst geopfert.
Für alliteration fällt die Wahl auf Anfangsbuchstabe. Dem Inhalt nach sollen Anlautreime vermieden werden, was bedeutet, dass die andere Anfangsbuchstaben der Wörter genutzt werden sollen. Damit sind bereits zwei Wörter gesetzt: Anfangsbuchstaben anders heißt der Satz bis jetzt.
Nun fehlt die Temporalbestimmung der Ausgangssprache ist dies always. Einige machen daraus: "auf jeden Fall". Die Übersetzung eines zweisilbigen Wortes in drei Wörter mit vier Silben stört aus meiner Sicht den Sprechrhythmus. Darüber hinaus verletzt die Wortgruppe auf jeden Fall lautlich das Stilmittel.
Zur Wahrung des Stilmittels wird auf ein Modaladverb zurückgegriffen. Aus der Menge always wird so die Art und Weise alle. Der komplette Tipp heißt nun in der Zielesprache: Alle Anfangsbuchstaben anders.
Bei der Lokalisierung von Inhalten sind die Stilmittel in der Ausgangssprache zu berücksichtigen.
Bildquellen
- Übersetzen mit zwei Augen: Pixabay